Über 32 Computer lassen 900 digital gesteuerte Züge fahren, Hunderte Autos durchqueren die Straßen von Knuffingen und anderen Modellstädten und über 300.000 Glühbirnen leuchten je nach Tageszeit, wobei der Tag alle 15 Minuten wechselt und die Nacht abschaltet . Gerrit Braun ist bisher an einem ihm wichtigen Projekt gescheitert: Computersteuerung für Schiffe, die im 30.000-Liter-Becken segeln, das die Nordsee simuliert. Noch müssen sie per Hand mit einer Fernbedienung bedient werden, aber das soll sich spätestens 2010 ändern. Neuland betritt das Wunderland nun mit einer zwei-Millionen-Euro-Investition in einem anderen Bereich: Bis Anfang 2010 wird der Hamburg Airport als originalgetreuer Nachbau mit eigens angefertigten, computergesteuerten Flugzeugen, die sogar abheben. Michael Eggenschwiler, Hamburgs Flughafenmanager, ist ein Stimmverstärker, der als gebürtiger Schweizer von der Wunderland-Kopie seiner Nation und Zügen begeistert ist und regelmäßig zu Gast ist. “Ich finde die Idee klasse”, ergänzt Eggenschwiler, “deshalb liefere ich für unsere Terminals selbstverständlich komplette Schaltpläne, damit sie exakt so dupliziert werden können.” Immer wieder hat die Spielwarenbranche Eigenentwicklungen aus dem Wunderland in Serie produziert, allen voran funkgesteuerte und mehrfach beleuchtete Feuerwehrautos im Maßstab 1:87 der Firma Wiking. Das Wunderland verhandelt nun mit seinem Vermieter über einen dramatischen Erweiterungsvorschlag inklusive des Baus einer Brücke über einen Fuhrpark.
Dies würde die Größe des Anzeigeraums erhöhen. Bis 2020 könnten vier bis sechs zusätzliche Abschnitte zu den derzeit sieben hinzugefügt werden. Großbritannien, Afrika, Südamerika, der Nahe Osten und die Transsibirische Eisenbahn sind Teil des Plans. Die Popularität von Hamburgs kleinem Paradies erreichte alle Ecken der Welt. “Wir haben über hundert Anfragen aus der ganzen Welt erhalten, darunter von Regierungen, Tourismusministerien und Immobilienagenturen”, fügt Frederik Braun hinzu. Der Vergnügungspark Dubailand schlug für eine Kopie ein zweistelliges Millionenbudget vor, Delegationen aus Südkorea, China und Japan besuchten auch das Lager, das ursprünglich Teil des Hamburger Freihafens war. “Die sind alle umsonst gekommen”, argumentiert Frederik Braun, “und ich lehne das vehement ab.” „Wir sind unglaublich vermögend auf dem Papier“, sagt Braun, der seinem eisernen Motto treu bleibt: „Die Wunderland-Betreiber folgen ihrer bodenständigen Investitionsphilosophie und steigern den Umsatz jedes Jahr konsequent.“ Die beiden nur wenige Minuten jüngeren Brüder Braun sagen, man praktiziere ein “lebendes Chaos”, und “alles kleine Unprofessionelle ist reizvoll”. Wenn Sie den Attraktionen Dubais und anderer Orte erliegen, wird Hamburg leiden, weil Sie die besten Leute mitnehmen müssen, und die beiden Brüder schätzen ihre Freiheit. „Und ich habe auch keine Lust, monatelang irgendwo in der Wüste zu verbringen, ich bekomme schon nach zwei Wochen Heimweh“, sagt Frederik Braun. Im Maßstab 1:87 reizen besonders die Ruhe der Schweizer Alpen aus Gips oder die Idylle der Burg Löwenstein im schönen Knuffingen. „Meine Gedanken sind ständig im Wunderland“, sagt Frederik Braun.
Über die Personen: Gerrit und Frederik Braun
2001 errichteten die Brüder in der Hamburger Speicherstadt ein kleines Paradies, 2006 wurden sie für Hamburg zum „Unternehmer des Jahres“ gekürt. Als Jugendliche waren die am 21. Dezember 1967 in Hamburg geborenen Zwillinge etwas verrückt, aber auch unternehmerischer als andere.
Schon in jungen Jahren konnten sie ihrem Sammelinteresse nachgehen. Als sie 10 Jahre alt waren, erwarben sie Mickey-Mouse-Notizbücher auf Flohmärkten und verkauften sie gewinnbringend an Klassenkameraden. Sie meisterten schließlich das Sammeln von Fußball-Signaturkarten mit ein paar Taktiken. „Mit 14 habe ich aus dem Verkauf 1.000 Mark im Monat verdient“, erklärt Frederik Braun. Als sie 16 Jahre alt waren, verließen sie gemeinsam das Elternhaus und lebten zwölf Jahre lang in einer WG, bis ihr späterer Ehepartner auf räumliche Trennung bestand.
Ihre Bindung charakterisieren die Brüder als „sehr intensiv“, und als Geschäftspartner passen sie wie selbstverständlich zusammen. Frederik generiert Ideen, Gerrit entwickelt Taktiken, Frederik verwaltet Fonds und öffentliche Wahrnehmung und Gerrit tüftelt an technisch komplizierten Lösungen. Gerrit Braun (* 21. Dezember 1967 in Hamburg) ist ein deutscher Geschäftsmann und Schöpfer der Miniature Wonderlands. Frederik Braun (* 21. Dezember 1967 in Hamburg) ist ein deutscher Geschäftsmann und Schöpfer der Miniature Wonderlands. 2015 arbeitete er mit seinem Bruder Frederik Braun unermüdlich an der letztlich erfolglosen Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Spiele 2024.
Außerdem leiteten die Brüder einen Olympiaring im Hamburger Stadtpark (der einen Guinness-Weltrekord für den größten von Menschenhand geschaffenen Ring der Welt aufstellte) und eine Lichterparade mit rund 20.000 Teilnehmern um die Alster. Der DOSB lobte sie für ihren Einsatz. Er ist Vater von zwei Kindern und einem Sohn.