Inigo Martinez: So viel verdient der Star-Fußballer

Im Sommer 2023 landete der FC Barcelona einen Transfer, der auf den ersten Blick wie ein Geniestreich aussah. Mitten in der schwersten Finanzkrise seiner Vereinsgeschichte verpflichtete der katalanische Gigant den erfahrenen spanischen Nationalverteidiger Iñigo Martínez – und das ablösefrei von Athletic Bilbao. Ein gestandener, kampfstarker Innenverteidiger, ohne einen einzigen Euro an Ablöse zahlen zu müssen. Für einen Club, der ums finanzielle Überleben kämpfte, schien dies die perfekte Lösung zu sein.

Doch schnell kamen Fragen auf. Wie konnte ein Verein, der von der spanischen Liga La Liga mit einer extrem strengen Gehaltsobergrenze („Masse Salarial“) belegt war und sogar Schwierigkeiten hatte, bestehende Spieler zu registrieren, sich einen weiteren Hochkaräter leisten? Die ersten Berichte über sein Gehalt sprachen von einem überraschend niedrigen Betrag und großen finanziellen Opfern des Spielers.

Heute, zwei Jahre später, am Ende seines ursprünglichen Zweijahresvertrags, kommen die wahren Details dieses komplexen Deals ans Licht. Und sie enthüllen ein Meisterwerk der Finanzakrobatik. Das tatsächliche Gehalt von Iñigo Martínez war weitaus höher als angenommen und sein Vertrag ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie europäische Spitzenclubs die Grenzen der Finanzregeln ausloten. Dies ist die detaillierte Aufschlüsselung, wie viel der Star-Fußballer wirklich verdient hat.

Das Barcelona-Dilemma: Finanzkrise trifft auf sportlichen Anspruch

Inigo Martinez
Inigo Martinez

Um den Vertrag von Iñigo Martínez zu verstehen, muss man den dramatischen Kontext verstehen, in dem er unterzeichnet wurde. Der FC Barcelona war 2023 ein Riese auf tönernen Füßen.

  • Milliardenschulden: Jahre des Missmanagements unter dem vorherigen Präsidenten Josep Maria Bartomeu hatten dem Verein Schulden von über einer Milliarde Euro hinterlassen.
  • Die strenge Hand von La Liga: Die spanische Liga, angeführt von Präsident Javier Tebas, implementierte ein rigoroses „Financial Fair Play“. Jedem Club wurde eine individuelle Gehaltsobergrenze zugewiesen, die auf seinen Einnahmen basierte. Barcelona lag meilenweit über diesem Limit. Dies war der Grund, warum Lionel Messi den Verein 2021 verlassen musste.
  • Die „wirtschaftlichen Hebel“: Um kurzfristig Geld zu generieren und neue Spieler registrieren zu können, aktivierte der neue Präsident Joan Laporta die berühmten „Hebel“ (spanisch: „palancas“). Er verkaufte zukünftige TV-Rechte und Anteile an den clubeigenen Studios. Dies schaffte zwar Liquidität, war aber im Grunde eine Verpfändung der Zukunft des Vereins.

Jeder Euro musste dreimal umgedreht werden. Einen Spieler wie Iñigo Martínez zu verpflichten, der als ablösefreier Spieler normalerweise ein hohes Gehalt und ein üppiges Handgeld verlangt, schien unmöglich. Doch die sportliche Abteilung unter der Leitung von Mateu Alemany fand einen kreativen Weg, wie Sportmedien wie der Kicker damals berichteten.

Ein Baske in Katalonien: Der Spieler und sein Marktwert

Iñigo Martínez war zu diesem Zeitpunkt kein beliebiger Spieler. Er war ein Verteidiger mit einem exzellenten Ruf in Spanien.

  • Erfahrung und Qualität: Mit über 350 Spielen in La Liga für Real Sociedad und Athletic Bilbao war er ein gestandener Veteran. Sein starker linker Fuß, seine Führungsqualitäten und seine kompromisslose baskische Kämpfermentalität machten ihn zu einem begehrten Spieler.
  • Ablösefrei und auf dem Markt: Da sein Vertrag in Bilbao auslief, war er ablösefrei. Das bedeutet, dass der aufnehmende Verein zwar keine Ablösesumme zahlen muss, der Spieler und sein Berater aber in der Regel ein hohes Handgeld (eine Art Antrittsbonus) und ein Spitzengehalt fordern, da das gesparte Geld quasi umverteilt wird.

Sein Marktwert, was das Gehalt anging, lag also trotz seiner 32 Jahre auf einem sehr hohen Niveau. Barcelona musste also kreativ werden.

Die Anatomie eines Gehalts: Die detaillierte Aufschlüsselung

Das wahre Gehalt von Iñigo Martínez setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, die geschickt strukturiert wurden, um die Regeln von La Liga zu umschiffen.

1. Das Grundgehalt: Die offizielle Zahl für die Bücher

Um den Spieler bei der Liga registrieren zu können, wurde ein offizielles Grundgehalt vereinbart, das im Vergleich zu seinem Status relativ moderat ausfiel. Berichten zufolge lag dieses bei etwa 9 Millionen Euro brutto pro Jahr. Nach Abzug der spanischen Spitzensteuersätze (ca. 47 %) verblieben ihm netto rund 4,8 Millionen Euro. Dies war die Zahl, die in der Gehaltsmasse des FC Barcelona für die Saison 2023/24 und 2024/25 auftauchte. Doch dies war nur die Spitze des Eisbergs.

2. Der Handgeld-Bonus: Die Belohnung für die Ablösefreiheit

Als ablösefreier Spieler hatte Martínez eine exzellente Verhandlungsposition. Anstatt einer Ablösesumme an Bilbao zahlte Barcelona einen erheblichen Teil des „gesparten“ Geldes direkt an den Spieler in Form eines Handgelds (Signing Bonus). Dieser Bonus soll sich auf 10 Millionen Euro belaufen haben. Der Trick: Dieser Betrag wurde nicht auf einmal ausgezahlt und verbucht. Er wurde buchhalterisch auf die zwei Jahre Vertragslaufzeit verteilt (amortisiert). Das bedeutet, dass zu seinem Jahresgehalt rechnerisch 5 Millionen Euro brutto hinzukamen.

3. Die variablen Klauseln: Fast garantiertes Geld

Der Vertrag wurde mit Boni gespickt, die so formuliert waren, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit erreicht werden konnten. Anstatt Boni für schwer planbare Erfolge wie den Gewinn der Champions League festzulegen, wurden sie an realistischere Ziele geknüpft:

  • Ein Bonus für das Erreichen einer bestimmten Anzahl von Einsätzen (z. B. 60 % der Spiele).
  • Ein Bonus für die Qualifikation zur Champions League (das absolute Minimalziel für einen Club wie Barcelona).
  • Weitere Boni für das Erreichen des Achtel- oder Viertelfinals.

Zusammengenommen sollen diese fast garantierten Boni seine jährlichen Einnahmen um weitere 2 Millionen Euro brutto erhöht haben.

4. Der geniale Trick: Aufgeschobene Gehaltszahlungen (Deferred Payments)

Dies ist der Kern des finanziellen Kunstgriffs und das Detail, das lange verborgen blieb. Ein erheblicher Teil von Martínez’ vereinbartem Gehalt wurde vertraglich in die Zukunft verschoben. Das bedeutet: Der Spieler und der Verein einigten sich auf ein Gesamtgehaltspaket, aber Barcelona verpflichtete sich, einen Teil davon erst nach Ablauf des Zweijahresvertrags auszuzahlen. Diese Praxis ist im US-Sport üblich und wird von europäischen Fußballvereinen in Finanznot zunehmend genutzt.

Konkret soll in Martínez’ Vertrag eine Klausel über aufgeschobene Zahlungen in Höhe von insgesamt 12 Millionen Euro brutto für die zwei Jahre verankert sein. Diese Summe (also 6 Millionen Euro pro Jahr) wird ihm in Raten in den Jahren 2026 und 2027 ausgezahlt, wenn er längst nicht mehr Spieler des FC Barcelona sein könnte. Der Vorteil für den Club: Diese 6 Millionen Euro pro Jahr belasteten die Gehaltsobergrenze während seiner aktiven Zeit im Verein nicht. Der Nachteil: Es ist eine Wette auf die Zukunft.

5. Die Endabrechnung: So viel verdient Iñigo Martínez wirklich

Rechnet man alle diese Komponenten zusammen, ergibt sich ein völlig neues Bild:

  • Grundgehalt: 9 Millionen Euro brutto
  • Jährlicher Anteil des Handgelds: 5 Millionen Euro brutto
  • Realistische Boni: 2 Millionen Euro brutto
  • Aufgeschobenes Gehalt: 6 Millionen Euro brutto

Das reale jährliche Bruttogehalt von Iñigo Martínez beim FC Barcelona beläuft sich also auf rund 22 Millionen Euro. Nach Steuern entspricht dies einem Nettoverdienst von etwa 11,5 Millionen Euro pro Jahr.

Diese Summe ist mehr als doppelt so hoch wie die ursprünglich kolportierte und entspricht absolut dem Marktwert eines erfahrenen spanischen Nationalspielers.

Ein riskantes Spiel mit der Zukunft

Die Vertragsstruktur von Iñigo Martínez ist ein Paradebeispiel für die Strategie, die der FC Barcelona unter Joan Laporta gewählt hat, um trotz der Krise sportlich wettbewerbsfähig zu bleiben. Es ist eine Strategie der „Verschuldung an die Zukunft“. Man nimmt heute sportlichen Erfolg in Kauf und hofft, dass zukünftige Einnahmen (neue Sponsorendeals, sportliche Erfolge) die aufgeschobenen Kosten decken werden.

Dieses Vorgehen ist ein riskantes Spiel. Es hat dem Verein kurzfristig geholfen, Spieler wie Iñigo Martínez zu verpflichten, die dem Team sofort Stabilität verliehen. Langfristig schafft es jedoch neue finanzielle Belastungen und schränkt den Handlungsspielraum für die Zukunft ein.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gehalt von Iñigo Martínez beim FC Barcelona weit mehr ist als nur eine Zahl. Es ist eine faszinierende Geschichte über die unglaubliche Kreativität und den immensen Druck im modernen Fußballgeschäft. Es zeigt, wie ein legendärer Verein am Rande des Abgrunds mit finanziellem Einfallsreichtum darum kämpfte, seinen Platz an der Spitze zu behaupten. Der Vertrag von Iñigo Martínez wird in die Geschichte eingehen – als Symbol für eine der turbulentesten und kreativsten Epochen in der ruhmreichen Geschichte des FC Barcelona.

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