Die A1 zwischen Bad Oldesloe und der Anschlussstelle Bargteheide wurde am Montagabend nach einer verheerenden Lkw-Kollision in beide Richtungen wieder freigegeben. Die Strecke wurde stundenlang gestoppt, weil Gefahrgut ausgelaufen war und ein gebrochener Brückenpfeiler begutachtet werden musste. Lange Verkehrsstaus plagten die Gegend. Am Montagmorgen kurz vor 5 Uhr verlor ein Lkw-Fahrer die Kontrolle über seinen Tankwagen und kollidierte mit dem Mittelgeländer unter einer Brücke. Der Aufprall war so stark, dass das Fahrzeug die Leitplanke zertrümmerte. Bei dem Unfall stürzte das mit Ameisensäure beladene Fahrzeug um. Die A1 zwischen Bad Oldesloe und der Anschlussstelle Bargteheide musste während der Rettungsaktion über einen längeren Zeitraum in beide Richtungen komplett gesperrt werden. Seit 21:40 Uhr Am Montagabend begann der Verkehr in Richtung Hamburg und Lübeck wieder zu fließen, wie die Polizeileitstelle Süd in Lübeck mitteilte.
Stundenlang dauerte der Verkehrsstau auf den U2 und U12 Richtung Hamburg sowie am Kreuz Bargteheide bei Lübeck. Auf den Autobahnen lagen nach Angaben der Leitstelle in beide Richtungen Trümmer. Ein beschädigter Brückenpfeiler wurde von einem Statiker überprüft. Der Tankauflieger spuckte nach Behördenangaben 19 Tonnen Flüssigkeit aus.
Der Löschzug für Gefahrgut war eingetroffen, aus dem LKW-Anhänger hatte sich Ameisensäure ergossen. Die Säure ist laut Leitstelle giftig. Ein großes Problem, so Olaf Klaus, Kommandant der Kommunalstreitkräfte in Bad Oldesloe, sei, dass sich keine professionellen Betriebe finden ließen, die die Säure abpumpten. So kam die Werkfeuerwehr Arubis aus Hamburg und die Werkfeuerwehr Dow aus Niedersachsen. Nach Angaben des Einsatzleiters kann die Flüssigkeit dann in einen Tanker der an der Katastrophe beteiligten Firma gefüllt werden. Um die Rettungsaktion ohne Unterbrechung fortsetzen zu können, müssen weitere Rettungsdienste gerufen werden. Inzwischen waren 100 Freiwillige vor Ort.
Nach der Kollision wurde der Lkw-Fahrer schnell aus seinem Führerhaus geholt. Er wurde verletzt und ins Krankenhaus gebracht. In unserem NDR-Verkehrsstudio erfahren Sie immer, was auf den Straßen im Norden los ist.
Farblose, ätzende und wasserlösliche Ameisensäure ist eine ätzende Flüssigkeit. Ameisensäure, die künstlich synthetisiert wird, wird in der Chemie-, Textil- und Lederindustrie sowie in der Elektronikfertigung verwendet. Es ist auch in Antiseptika enthalten. Bis 1998 war es in der EU als Lebensmittelzutat zugelassen.
Bei direktem Kontakt mit der Säure oder intensiven Dämpfen werden die Atemwege und die Augen gereizt. Hautkontakt bei Konzentrationen von mehr als 10 Prozent verursacht schwere Verbrennungen und Blasen. Kohlenmonoxid, ein Atemgift, kann bei der Zersetzung von Ameisensäure entstehen. Da die beim Abbau entstehenden Gase einen Überdruck erzeugen können, müssen Behälter, in denen die Säure aufbewahrt oder mitgeführt wird, mit einer sogenannten Druckausgleichsverschraubung verschlossen werden.
Ameisensäure kommt in der Natur im Überfluss vor. Es wird von vielen Pflanzen- und Tierarten als Bestandteil von Giftkombinationen zum Schutz und Angriff eingesetzt.